Vorlesen ist für mich als Fotografin die perfekte Gelegenheit um Familienbilder zu machen, auf denen alle zu sehen sind und auf denen alle so zu sehen sind, dass sich die Oma an Weihnachten freut. (Und seien wir ehrlich, so sehr wir für natürliche und ungestellte Familienfotografie sind, die Großeltern möchten wir ja auch glücklich machen mit einem Bild zu Weihnachten, dass sie sich auf den Kamin stellen kann oder?!).
Beim Vorlesen sind alle nah beieinander, schauen in die gleiche Richtung und die Stimmung ist meist ruhig und entspannt. Wirklich ideal um ganz entspannt schöne Familienportraits zu machen über die sich nicht nur die Oma freut.
Um bei einem dokumentarischen Familienfotoshooting Bilder zu bekommen, auf denen alle Familienmitglieder zu sehen sind, müssen wir oft schnell sein. Gute Situationen sind zum Beispiel, wenn die Eltern sich das Baby übergeben und das Kind einen Moment von beiden gehalten wird. Natürlich ist dieser Moment sehr schnell vorbei aber meist können wir ihn gut vorher sehen und dann im richtigen Moment auslösen.
Es ist eine Übungsfrage, ob wir schnell reagieren und diese Momente einfangen können und es hilft natürlich, die Kamera so im manuellen Modus zu beherrschen, dass man darüber nicht auch noch nachdenken muss.
Ich finde ja Spaziergänge sowieso mit Kindern immer eine gute Option. Manchmal hilft es ja auch einfach für die Stimmung mal raus zu gehen (ihr kennt das sicher) und ausserdem ist es eine wunderbare Gelegenheit um ein Bild von der ganzen Familie zu erhaschen.
Ich muss dazu sagen, dass ich Spaziergänge auch mit Abstand den anstrengendsten Part finde. Ich müsste eigentlich meine Sportkleidung auf diese Spaziergänge mitnehmen, so viel renne ich vor, Knie mich auf den Boden, springe wieder hoch und renne wieder vor und dann wieder alles von Anfang. Es ist sicher ein lustiger Anblick mir da zuzusehen aber fit bleibe ich so allemal und ich liebe die Bilder, die dabei entstehen!
Wenn sich eine Situation entfaltet, in der sich beim Fotoshooting alle gemeinsam auf eine Sache konzentrieren, hüpft mein Herz! Ehrlich, das ist einer meiner Lieblingsmotive, wenn alle Familienmitglieder sich gemeinsam mit etwas beschäftigen.
Es ist auch etwas, von das ich mir wünsche, dass meine Kinder später Bilder davon haben, das wir es gemacht haben. Dass wir miteinander gespielt haben, zugehört haben, auf Augenhöhe gemeinsam die Welt entdeckt haben.
Gut, wenn nun gerade alle einen vollen Mund haben, würde ich nun nicht gerade abdrücken aber es ist dennoch meistens die Situation, die alle gemeinsam verbringen. Gerade wenn es viele Familienmitglieder gibt, ist es eine seltene Gelegenheit, alle Familienmitglieder auf ein Foto zu bekommen. Und es ist auch eine schöne Szene, an die man sich gern erinnert.
Ich finde es bei meinen Familienfotoshootings immer schön, die Kamera bei den Mahlzeiten beiseite zu legen und gemeinsam zu Essen aber ich mache dennoch immer ein paar Bilder am Anfang und am Ende.
Letztens habe ich eine Email von einer Familie bekommen, in der stand ob eigentlich all „meine“ Familien bei den Fotoshootings immer backen würden. Mir war das vorher nicht aufgefallen aber es ist tatsächlich eine häufige Beschäftigung bei den Fotoshootings. Vielleicht liegt es daran, dass wenn ich komme, alle frei haben und für viele zu diesem „Sonntagsgefühl“ gehört, etwas zu backen.
Das hilft zum einen gegen eventuelle Nervosität und zum anderen freuen sich die Kinder immer, wenn sie tatkräftig mithelfen dürfen und es ergeben sich viele schöne gemeinsame Momente der Interaktion, die ich für die Familien festhalten kann.
Viele dokumentarische FamilienfotografInnen nutzen Festbrennweiten, mit denen man die ganze Szene einfangen kann, ich habe für meine Nikon D750 zum Beispiel die Festbrennweite 35mm, viele nutzen aber sogar das 20mm als Festbrennweite.
Ich spreche ja oft darüber, dass für mich das wichtigste in einem Bild der Moment ist. Und diesen Moment abzupassen wird schwieriger, je mehr Menschen auf dem Bild sind. Denn jeder einzelne hat ja gerade eine Mimik und eine Blickrichtung, die entweder die Bildaussage verstärkt oder eben schwächt. Aber wenn wir diesen Moment erwischen können so großartige Familienportraits entstehen, die eine Geschichte erzählen!